
Jahreshauptversammlung 2025
16.03.2025
Räuber und Klimawandel setzen Fischen zu
Fischereiverein Cham: „Die Hälfte wird gefressen“ – Mehr als 700 Mitglieder – Betonung von Naturschutz
Der zweite Vorsitzende des Fischereivereins Cham hat eine ungefähre Vorstellung von der Situation der Fische: „Meiner Meinung nach entnimmt bei unseren Gewässern etwa 25 Prozent aller Fische der Angler, weitere 25 Prozent bleiben vielleicht im Wasser, die sich eventuell mal vermehren können, und 50 Prozent werden leider gefressen.“ Das sagte Sepp Peinkofer im Bericht stellvertretend für seinen verhinderten Sohn und Gewässerwart Max bei der Jahreshauptversammlung am Sonntag im Tagungsraum des Hotels am Regenbogen.1. Vorsitzender Alfons Klostermeier-Stahlmann begrüßte ein nahezu volles Haus, besonders Bürgermeister Martin Stoiber, Ehrenmitglied Helmut Vitzthum und die Verpächter Michael Bayer, Max Breu, Markus Ederer, Martin Herrnberger, Wolfgang Meyer und Alfred Rauscher. Nach dem Totengedenken berichtete er über das abgelaufene Jahr. Man habe in der Vorstandschaft harmonisch zusammengearbeitet, jeder habe das Beste gegeben. Das sei ein Grund, warum sich der Verein all die Jahre so positiv entwickelte. Dieser habe 715 Mitglieder – zehn mehr als im Jahr zuvor und Neuaufnahmen würden laufend eingehen –, sodass man sich der Obergrenze von 750 nähere. Der Verein und seine Gewässer seien nach wie vor sehr attraktiv. Viele würden ihren Angelurlaub in und um Cham verbringen. Die Mitglieder haben wieder rund 3500 dringend erforderliche Arbeitsstunden geleistet. Die Einnahmen für nicht geleistete Arbeit beliefen sich auf 19564 Euro. Es wurden 531 Jahreskarten ausgegeben, deren Preis unverändert bleibt, und eine Anzahl an Tages- und Wochenkarten. Aufgrund eines Eigentümerwechsels sind ab diesem Jahr an der Avia-Tankstelle Cham keine Tageskarten mehr erhältlich.
Von den vielen Veranstaltungen nannte Klostermeier-Stahlmann das Königsfischen, das Fischerfest mit Oberpfälzer Fischereitag, die Neugestaltung des Ehrenmals und die Aufstellung eines Totenbretts für den Ehrenvorsitzenden Reinhold Harasim sowie die Christbaumversteigerung genannt. Die Quartalsversammlungen entwickelten sich bei nachlassendem Besuch zusehends zu einem Stammtisch.2023 wurden 1584 Fische mit einem Gesamtgewicht von 3285,6 Kilogramm gefangen –wohl ähnlich wie 2024. Da wurden Fische mit einem Wert von 66000 Euro gesetzt. Als anerkannter Umweltschutzverband dient der Besatz in dieser Höhe auch dem Schutz bedrohter, nicht angelbarer Arten. Nicht zuletzt setzt sich der Verein für gewässerverbessernde Maßnahmen ein. Da einige Vorstandsmitglieder angekündigt haben, nicht mehr im nächsten Jahr zu kandidieren, können sich Interessenten schon jetzt beim Vorstand melden. Sepp Peinkofer listete im Bericht des Gewässerwarts den Besatz einzelner Fischarten auf. Es sei ab der Coronazeit nicht mehr die Menge an Fisch wie zuvor erhältlich, was den Preis erhöhe. Dazu würden der Klimawandel (heiße Sommer) und der starke Prädatoren-druck (Kormoran, Mink, Silber- und Fischreiher, Gänsesäger und Fischotter) bei den Fischzüchtern beitragen. Beim Otter habe die Staatsregierung die Entnahme von 23 Tieren pro Jahr in der Oberpfalz erlaubt, wogegen der Bund Naturschutz Klage erhob. So viele könne er allein in seinem Revier auf der Kamera zeigen. Vom Aussterben sei dieses Tier nicht mehr bedroht. Stolz zeigte sich Klostermeier-Stahlmann auf die Fischerjugend, die sich unter Leitung von Marian Ketterl und Martin Bemmerl gut entwickle und aktiv am Vereinsleben teilnehme. Trotz der neuen Regelung der Staatsregierung, dass Kinder ab sieben Jahren eine Tageskarte kaufen können, falls ein Begleiter die Fischerprüfung hat, gilt dies vereinsintern ab zehn Jahren. Ketterl berichtete als Jugendwart von seinen Jungfischern. Was deren Neuaufnahmen betreffe, sei 2024 herausragend gewesen. Das sei mit Sicherheit auch den Aktionen geschuldet, die in den vergangenen Jahren vermehrt stattfanden, wie das Fischerfest, der Fischerkurs, das Zeltlager, das Jugendkönigs- und das Spinnfischen. Dass Fischer in erster Linie auch Naturschützer seien, werde schon der Jugend vermittelt. Dies zeige sich bei der alljährlichen Nistkastenaktion, bei der Nisthilfen an den Weihern angebracht und marode ersetzt werden. Vögel beim Brutgeschäft zu beobachten, mache das Angeln eigentlich doppelt so schön. Ein Jungfischer habe ihm gesagt, das sei fast schöner als das Fischen. „Wir haben verstanden, dass wir der Jugend, der Zukunft unseres Vereins, etwas Wertvolles mitgeben“, bekannte Ketterl und dankte allen finanziellen Förderern, den Angelgeschäftenfür Preise und Leihruten, die auch, wenn nicht mehr gebraucht, von Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden.
Die Kasse ist gefüllt
Schatzmeister Helmut Vitzthum gab einen Kassenbericht über ein wirtschaftlich gut gelaufenes Jahr. Geld auf der hohen Kante zu haben, sei, so Klostermeier-Stahlmann, gut für den Erwerb eines Gewässers oder eines Tauschgrundstücks. Kassenprüfer Florian Sedlmeier bestätigte eine einwandfreie Kassenführung, worauf die einstimmige Entlastung der Vorstandschaft erfolgte. Danach wurden langjährige Mitglieder mit einer Urkunde und einem „Chamer Anglertröpfchen“ geehrt. In seinem Grußwort zeigte sich Bürgermeister Stoiber beeindruckt von den bemerkenswerten Zahlen und der erfolgreichen Jugendarbeit, wofür er 200 Euro überweisen werde. Er dankte für die vielen Arbeitsstunden Naturpflege. Mit den Anglerfreunden der Partnerstadt Cham im schweizerischen Kanton Zug könnte 2026 ein Besuch vereinbart werden.
Bericht Bayerwald Echo vom 19.03.2025
Ferdinand Schönberger
Fotos: Fridolin Marmann (Fischereiverein Cham)